Familienzentrum Schotthock - Katholische Kindertageseinrichtung Sankt Bonifatius

Die Corona-Krise verstehen


Es waren einmal zwei Häschen, die hießen Nico und Lassi. Sie lebten glücklich mit Ihren Familien zusammen. Nico und Lassi waren Nachbarn. Jeden Tag, wenn Sie nicht in den Hasenkindergarten gingen, trafen sie sich zum Spielen auf der Wiese.

Es war ein herrlicher Frühlingstag und die beiden tollten gerade zwischen den Kohl- und Karottenfeldern hin und her. „Du fängst mich nie,“ rief Nico. „Doch, warte ab, ich bin viel schneller als Du“, entgegnete Lassi. Plötzlich kam ein Schwarm aufgeregter Schwalben angeflogen. Sie zwitscherten alle durcheinander. Nico und Lassi verstanden nur „Orona, Orona, Orona“.

 

 

Am Abend erklärte die Mama von Nico den Häschen die Aufregung: Im Hasenland hinter den großen Bergen ist eine große Krankheitswelle ausgebrochen. Und daran Schuld sind die Corona-Viren. Die Mama von Lassi sorgte sich sehr. Sie sprang in Ihrem Bau hin und her und war nicht mehr zu beruhigen. Am nächsten Morgen hoppelte Lassis Vater sofort los und hamsterte, was er finden und tragen konnte: Gras, Wurzeln, Schlehen, Eicheln, Karotten und sogar Stroh, obwohl doch genügend Stroh beim Bauern um die Ecke in der Scheune lag. Der Opa von Nico sah das ganz gelassen „Das ist doch alles Hysterie und Spinnerei, was für ein Unsinn.“

 

 

Die Mama von Nico wunderte sich, war denn die ganze Welt verrückt geworden? Leere Wälder und Felder, das gab es doch nur Im Winter und zu Kriegszeiten. Die Schwalben zwitscherten von Sonnenaufgang bis -untergang. Manche sogar die ganze Nacht hindurch. Es gab erste kranke Häschen, auch im Hasendorf nebenan. Die Familie von Lassi ging mittlerweile überhaupt nicht mehr aus dem Haus. Nico fragte seinen Papa: „Papa, müssen wir jetzt sterben?“ „Nein, mein Kind“, erwiderte dieser, „aber wir müssen in Zukunft viel vorsichtiger sein, damit wir uns nicht anstecken.“

 

 

Er fuhr fort: „Die Corona-Viren sind wie kleine Wassertröpfchen und wenn ein krankes Häschen niest, kann es viele andere Häschen, die in seiner Nähe sind, anstecken. Deshalb musst Du jetzt besonders vorsichtig sein. Das heißt, Du musst Dir in Zukunft gründlich und häufig Deine Pfoten mit Seife waschen. Halte am besten Abstand zu anderen Tieren, wenn möglich 2 bis 3 Meter, denn die Corona-Viren können nicht weit springen…“. „Und die Pfoten musst Du derzeit auch keinem zur Begrüßung geben.“, sagte der Papa mit einem Augenzwinkern. „Und wenn ich krank werde?“ fragte Nico. „Das ist nicht so einfach“, erklärte Mama Hase. „Eigentlich ist das wie eine schwere Erkältung: du bekommst einen trockenen Husten, Fieber und eventuell Atemnot.“ Nico hustete: „Mama, ich huste jetzt schon.“ „Aber nein mein Kleiner, Dir kratzt nur Dein Hals und Fieber hast Duauch nicht.“

 

 

Außerdem stecken kleine Häschen diese Krankheit ganz leicht weg. Schwieriger ist es mit unseren alten Hasen. Opa und Oma sollen sich nicht anstecken, daher musst Du auch hier ganz, ganz vorsichtig sein. Momentan kannst Du Oma und Opa leider nicht umarmen und Ihnen auch kein Küsschen geben. Vielleicht werden wir sie in der nächsten Zeit auch weniger sehen. Aber ich bin mir sicher, das geht vorüber und dann
machen wir ein großes Familienfest. Bis dahin merke Dir, wenn Du husten oder niesen musst, dann immer weg von den anderen Hasen. Wenn Du kein Taschentuch mit Dir hast, dann huste in deine Ellbeuge, das mache ich auch.“

 

 

 

Die ersten Tage verliefen nicht groß anders als sonst, aber dann tagte der Ältestenrat und es wurde beschlossen, alle Schulen und Kindergärten zu schließen. Die Häschen waren zu dicht aufeinander und so könnten die Corona-Viren von Häschen zu Häschen springen. Zudem wurden etliche Häschen in Quarantäne geschickt, das heißt, sie mussten sich abschotten und zu Hause bleiben. Das war eine richtige Umstellung für Nico und Lassi. Lassis Mama hatte beschlossen, dass die beiden sich auch nicht mehr sehen durften. Und Nicos Mama hielt das für das Beste. Bloß was macht man an einen so langen Tag ohne Freunde und Kindergarten? Zuerst konnte sich Nico gut beschäftigen. Er war es auch gewohnt, alleine zu spielen. Immer öfters kam ihm dabei ein Gedanke: Jede Stunde fragte er die Mama: „Bekomm‘ ich was Süßes?“ Zu seinem Glück sagte die Mama oft ja, nur ab und zu musste er etwas dafür tun z.B. ein schönes Bild ausmalen.

 

 

 

Schon am zweiten Tag fragte Nico, ob er denn Lassi nicht sehen und mit ihm spielen könne. Aber die Mama verneinte. „Dann vielleicht ein anderes Häschen?“ Aber es ging leider nicht. Zum Glück hatte Nicos Familie einen eigenen Garten und in diesem herumzutollen war auch nicht übel. Und weil sich Lassi und Nico nicht begegnen durften, erfanden sie ein anderes Spiel. Sie durften sich zwar nicht besuchen, aber gleich am Morgen setzten sich beide vor ihr Eingangsloch und begannen mit ihren Ohren zu kommunizieren. Die Ohren nach vorne gestreckt hieß so viel wie „Wie geht es Dir?“ Ein Ohr nach oben hieß „So la la“. Beide Ohren nach oben hieß „Richtig gut“. Und wann immer sie Sehnsucht nach dem anderen hatten, so setzten sich beide Freunde vor das Eingangsloch und zogen Grimassen oder ließen Ihre Ohren spielen. Überkreuzte einer die Ohren, so hieß das, für heut ist Schluss, ich mag nicht mehr. Gute Nacht.

 

 

 

Nicht nur, dass der Kindergarten und die Schule geschlossen waren, auch Mama und Papa waren jetzt öfters zu Hause. Allerdings hatten sie nicht so viel Zeit, wie Nico sich das erwünscht hätte. Papa ging nur kurz raus, um Futter zu besorgen und Mama, die sonst auf dem Feld saß und Kohlkopfpflänzchen zählte, hatte ihre Arbeit mit nach Hause genommen. Nico genoss es trotzdem und irgendwie bekam er es zwischendrin doch hin, dass Mama sich um ihn kümmerte. Und wenn nicht, dann schlich er sich verstohlen in die Speisekammer, suchte sich die köstlichsten und süßesten kleinen Karotten aus um diese im Mund genüsslich zu lutschen und dann der Mama zu zeigen, was er ergattert hatte.

 

 

 

Es stimmt schon, dass viele Häschen sich in dieser neuen, ungewohnten Zeit große Sorgen machten. Lassis Mama konnte vor Aufregung gar nicht mehr schlafen und bei jedem Husterer hatte sie Angst, es könne etwas Schlimmeres sein. Auch die Einsamkeit, ohne Freunde und Verwandte, war etwas Seltsames, an das man sich gewöhnen musste. Aber es gab auch Positives zu berichten. Nico hatte viel mehr Zeit zum Spielen und seine Eltern keine vollen Terminkalender oder Besorgungen zu machen. Zusammen lasen sie Bücher, spielten, sangen oder genossen die gemeinsame Zeit. Klar hätte Nico auch gerne mit seinen Freunden Kohlball gespielt oder wäre im nahegelegenen Teich Schwimmen gegangen, aber es war auch eine sehr schöne Zeit für die ganze Hasenfamilie und das gemeinsame Kuscheln im warmen Häschenbau tat soooo gut.

 

 

 

„Wann kann ich wieder zu Lassi und wann darf ich wieder in den Kindergarten?“ fragte Nico ungeduldig. „Das dauert noch ein Weilchen,“ erklärte seine Mama. Aber schau, ich male Dir einen Kalender auf und wenn wir alle Kästchen durchgekreuzt haben, dann haben wir die Krise überstanden und wir können uns alle wieder umarmen.

 

 

 

Es war früh am Morgen und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Nicos Näschen. Nico war gerade aufgewacht und wie an jedem Morgen sah er
seinen Kalender an. Heute waren alle Kästchen durchgestrichen. Die Quarantäne war vorüber. Er beeilte sich, denn er wollte gleich seinen Freund besuchen. Als Nico aus dem Eingangsloch hinausblickte kam ihm schon Lassi lachend entgegen: „Ich wette, Du fängst mich nicht“ rief dieser, schlug einen Haken, machte kehrt und jagte in Richtung Feld. „Na warte, ich hab Dich gleich“, grinste Nico und schoss hinterher. Auf dem Feld ließen sich beide lachend hinfallen. Da sahen sie, dass die Kohlpflänzchen in den fünf Wochen prächtig in die Höhe geschossen waren. Genüsslich knabberten sie daran. War es nicht schön auf dieser Welt?

 

 

In Liebe & Herzliche Grüße
Ursula Leitl
März 2020

 

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